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Glittering Ceremony for the Digital Edition of the Escher Letters on July 1, 2015

 

Digitalisat der Unterschrift von Alfred Escher.

Die Alfred Escher-Stiftung publizierte im Rahmen einer feierlichen Zeremonie am 1. Juli 2015 zusammen mit Bundesrätin Doris Leuthard die 5018 Briefe von Alfred Escher, dem Pionier, Politiker und Wirtschaftsführer des 19. Jahrhunderts.

Als Auftakt zum Festakt begrüsste Walter B. Kielholz, Präsident der Alfred Escher-Stiftung, die rund 150 Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in der Zürcher Hotelfachschule Belvoir. Darunter befanden sich zahlreiche eidgenössische Parlamentarier, kantonale und kommunale Mitglieder von Exekutiv-, Judikativ- und Legislativgremien, Verwaltungsratspräsidenten, Rektoren von Universitäten und Hochschulen sowie gesellschaftspolitische Führungspersönlichkeiten. Sie alle illustrierten die Wirkmächtigkeit und die Netzwerke Alfred Eschers im 19. Jahrhundert. Sie bezeugten aber auch die eminente Bedeutung, welche der digitalen Edition der Escher-Briefe sowohl in inhaltlicher als auch in technischer und wissenschaftlicher Hinsicht zukommt.

Der Geschäftsführer der Alfred Escher-Stiftung, Prof. Dr. Joseph Jung, erläuterte Eschers Relevanz und Ausstrahlungskraft für unsere Zeit. Anhand verschiedener Zitate aus den Briefen Eschers zeigte Jung auf, wie staats- und aussenpolitische Fragen, wirtschaftliche Weichenstellungen, aber auch gesellschaftliche Entwicklungen jener Zeit bis heute nachwirken. Unter dem Titel «Velociferische Gedanken» beleuchtete Prof. em. Dr. Michael Böhler das Thema der Beschleunigung. Ebenso wie die Eisenbahn im 19. Jahrhundert die Welt und alles Handeln revolutionierte, so ist es heute die Digitalisierung. Die digitale Edition der Escher-Briefe ist ein Beispiel dafür, dass sich die Beschleunigung aber nicht nur auf Handel und Verkehr beschränkt, sondern auch die Wissenschaft revolutioniert, «sie gestattet den rasenden Ritt in der Rennbahn des Escher-Portals». Dr. Dr. h.c. Martin Meyer, Chef Feuilleton NZZ, sprach vom «Leuchtturm der Adresse www.briefedition.alfred-escher.ch», welcher in «alle Ecken und Enden einer Schweizer Erfolgsgeschichte par excellence erstrahlt».

Im Zentrum der Veranstaltung standen die Briefe Eschers zur Alpenbahnthematik. Bundesrätin Doris Leuthard betonte, dass Alfred Escher prägte, was heute noch Bestand hat. «Mit seinem Willen zur Tat, mit seiner Fähigkeit, interdisziplinär Zusammenhänge zu erkennen und neue Vernetzungen zu schaffen, baute er an einer zukunftsfähigen Schweiz. Oder können Sie sich heute eine Schweiz vorstellen ohne ETH, Gotthardbahn, Banken und Lebensversicherungen?»

Den Bezug zur Gegenwart stellten Ernst Stocker, Regierungspräsident von Zürich, Dr. Heidi Z’graggen, Frau Landammann des Kantons Uri und Filippo Lombardi, Ständerat des Kantons Tessin, mit ihren Grussworten her. Werner Nuber, Präsident Stiftung Historisches Erbe SBB, und Andreas Meyer, CEO SBB, zogen Parallelen zwischen dem Bau der Gotthardbahn im 19. Jahrhundert und dem Bau der NEAT, beides Jahrhundertwerke ihrer Zeit.

Einen speziellen Gruss überbrachte Bärbel Schäfer, Regierungspräsidentin, Baden-Württemberg, indem sie die Freundschaft zwischen der Schweiz und Deutschland bekräftigte. Sie überreichte eine Reproduktion der Einladungskarte zur Eröffnung der Gotthardbahn, welche 1882 dem Präsidenten des grossherzoglich badischen Staatsministeriums vom Schweizerischen Bundesrat zugestellt wurde.

In einem zeremoniellen Akt stellte Bundesrätin Doris Leuthard in wörtlichem Sinn die Weichen, damit die illustre Festgemeinde mit einem Spezialzug in den neuen digitalen Hauptbahnhof einfahren konnte.


Der State of the Art in der Editorik

Von Eschers Schaffen sind 5018 Briefe überliefert. Deren Transkriptionen und Digitalisate verschmelzen in der Escher-Edition zu einer exzellenten Text-Bild-Ansicht mit vier Darstellungsformen. Zudem bietet die digitale Briefedition vielfältige und ausgeklügelte Such- und Filtermöglichkeiten und umfangreiche Kommentare zu Personen und Ereignissen, womit dem Besucher ein schneller Einstieg in Eschers Korrespondenz ermöglicht wird. Ein weiteres Feature ist die umfassende Chronologie zu Eschers Leben und Wirken in Kalenderform. Mit diesen Angeboten präsentiert die digitale Alfred Escher-Briefedition den State of the Art in der digitalen Editorik, wie von Fachleuten attestiert.


Über Alfred Escher (1819–1882)

Die 5018 Briefe von und an Alfred Escher stammen aus den Jahren 1831 bis 1882 eröffnen detaillierte Einblicke in die Geschichte der Schweiz des 19. Jahrhunderts. Denn in Alfred Escher verbinden sich alle wichtigen Entwicklungen der jungen Schweiz. Als junger Student beobachtete er den Züriputsch von 1839. Als Grossratsmitglied von Zürich und Tagsatzungsgesandter erlebte er den Sonderbundskrieg und dessen Vorgeschichte sowie die Verfassungsrevision von 1848 hautnah mit. Im jungen Bundesstaat sass er von Beginn weg im Nationalrat, den er dreimal präsidierte. Gleichzeitig bekleidete er bis 1855 das Amt des Regierungspräsidenten des Kantons Zürich. Die 1850er und 1860er Jahre, das einzige liberale Zeitfenster in der Schweizer Geschichte, waren Eschers Erfolgsjahrzehnte. In diesen Jahren gründete er die Nordostbahn (heute SBB), die Schweizerische Kreditanstalt (heute Credit Suisse), das Polytechnikum (heute ETH Zürich) und die Schweizerische Lebensversicherungs- und Rentenanstalt (heute Swiss Life). Mit der demokratischen Umwälzung im Kanton Zürich und der Bundesverfassungsrevision von 1874 kamen vermehrt neue Kräfte an die Macht, welche den liberalen Geist von 1848 nicht mehr atmeten und sich der Machtkumulation Eschers entgegenstellten. Trotzdem fiel die Krönung von Eschers öffentlichem Wirken, der Bau der Gotthardbahn, in diese Jahre.


Facts & Figures

  • Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Joseph Jung waren während beinahe 10 Jahren insgesamt rund 100 Beschäftigte Teil- und Vollzeit engagiert; darunter 59 Studierende verschiedenster Fakultäten mit mehr als 33‘000 Stunden.
  • Die Briefedition präsentiert 5018 Briefe mit total 1'458'219 Wörtern, verfasst von 639 Korrespondenten, darunter 186 eidgenössischen Parlamentariern. Die Briefe stammen aus den Jahren 1831 bis 1882. Sie reflektieren wichtige Ereignisse, Phänomene und Etappen der Schweizer Geschichte während über eines halben Jahrhunderts.
  • Die 5018 Briefe umfassen rund 20'000 Briefseiten, die alle als Faksimile mit hochauflösender Zoomfunktion präsentiert werden. Um diesen Deepzoom zu ermöglichen, wurden die Faksimile in 5'774'989 separate Bilddateien gegliedert.
  • In den Brieftexten werden 3648 Personen und 2151 Orte genannt. Zudem wurden die Briefe mit 332 thematischen Schlagwörtern versehen.


©Alfred Escher-Stiftung, Zürich, 2015

www.briefedition.alfred-escher.ch

www.alfred-escher.ch